Sonntag, 25. April 2010

33 Tage

Samstag, der 24.April 2010
Wie viel Wahrheit gehört eigentlich hier her? Wie viel darf man eigentlich erzählen?

Nachdem ich gestern auf Arbeit, wie angkündigt den zuckerfreien Magerquarkkuchen probieren musste, habe ich auch nicht gezögert noch 3 Mal von dem selbstgebackenen, besten Brot der Welt inklusive Butter und Salz zu kosten. Und plötzlich bin ich in Feierlaune. Bin noch tanzen gegangen, habe mäßig getrunken, aber die Nacht durchgefeiert. Keine Minute geschlafen, und heute ganze 3 Hafertaler (Kekse) und 2 Buttermilch zu mir genommen. Ich musste heute früh meinen Vater wegfahren, anschließend für den Grillabend morgen einkaufen, die Wohnung putzen, zu einem Date (vor dem ich unglaubliche Angst hatte) und Abends zum Nena-Konzert mit meinem Onkel!

Einkaufen war die reinste Qual. Ich stehe vor einer riesigen Auswahl an Obst und Gemüse. Alles was ich will sind Tomaten, aber es gibt 4 verschiedene Cocktailtomaten aus unterschiedlichen Ländern, mit unterschiedlichen Bezeichnungen, unterschiedlichen Preisen für unterschiedliche Mengen und 3 verschiedene Strauchtomaten mit unterschiedlicher Form und Größe zu unterschiedlichen Kilopreisen. Aus Verzweiflung wähle ich, die mir am besten erscheinenden Strauchtomaten und ein günstiges Päckchen Cocktailtomaten. Ich streife durch die Gänge und bin vom Angebot an unnützen und ungesunden Lebensmitteln so überfordert, dass ich nur meine Standardpordukte einpacke und mich plötzlich wieder an der Kasse befinde. Ein Blick in meinen Wagen verrät mir, dass ich so niemals normalen Gästen ein Essen bereiten kann. In meinem Kopf erstelle ich einen Einkaufszettel und drehe eine weitere Runde durch die Gassen. Wieder an der Kasse schaue ich zufrieden in meinen Korb und bezahle alles. Zum Einpacken der Lebensmittel brauche ich gute fünf Minuten, denn alles muss perfekt in der Tüte verstaut sein. Rechtwinklig, platzsparend und in einer zerquetschungsbewahrenden Anordnung. Als ich den Laden verlasse springt mir Grillkohle ins Auge und ich erinnere mich, dass auch Kohle und Anzünder von Nutzen sein könnten für ein Grillfest. Und wieder muss ich mich hinter Menschen anstellen, die sich mit unnützen, ungesunden und falsch angepriesenen Nahrungsmitteln eindecken.

Zu Hause drücke ich mich vor den Gedanken an meine bevorstehende Verabredung und steigere mich in einen Putzwahn hinein, der sich von Abwaschen, über Saugen, Wischen und Bad putzen erstreckt. Ich schaue mich zufrieden in der Wohnung um, als ich plötzlich auf die Uhr aufmerksam werde. In 30 Minuten muss ich mich in einem Café, 3 Ubahnstationen entfernt, mit einem netten Mann treffen. Panik macht sich breit. Was ist wenn wir nichts zu reden haben? Was ist wenn ich völlig übernächtigt und matschig keinen vernünftigen Satz zu Stande bringe? Und was zur Hölle zieh ich an? Ich fühle mich dreckig, fett, häßlich und dumm. Der Junge schreibt zur Zeit seine Doktorarbeit und ist verdammt intelligent, ich, habe seit ca. 32 Stunden nicht geschlafen, persönlichkeitsverändernde Mittel genommen und mich gestern bei der Arbeit vollgefressen. Unter der Dusche einige ich mich auf ein Outfit, das aber meine Lieblingshose verlangt, die mir schon länger ziemlich zu eng ist. Trotzdem, ein Versuch ist es Wert und siehe da, sie ist immer noch ein wenig eng und meine Schenkel nehmen immer noch  überdimensionale Ausmaße an, aber sie passt doch besser als zuvor. Ein kleiner Erfolg. Das Schminken geht erstaunlich schnell und klappt und ich hetzte los, nicht wie geplant zu Fuß, sondern mit dem Auto um wenigstens halbwegs pünktlich zu kommen. Nachdem ich etwa drei Minuten an dem verabredeten Café gewartet habe und schon hoffe er taucht nicht auf, seh ich ihn auf mich zukommen. Er entschuldigt sich mehrfach, dass er mich hat warten lassen und wir setzen uns. Ich bestelle mir einen Capuccino und er trinkt eine Apfelschorle. Es ist merkwürdig. Ein richtiges Date, wie man es aus dem Film kennt. Aber es ist Realität. Wir plaudern über Gott und die Welt. Ich möchte auch gerne so leckeren, festen Milchschaum machen können und er versucht mir verschiedene Möglichkeiten vorzuschlagen. Er hat eine ruhige und leise Stimmte. Angenehm weich. Völlig gegenteilig zu meiner Stimme und Art. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, ob ich mich albern, lustig, merkwürdig oder kindisch benommen habe. Er ist immerhin 6 Jahre älter als ich. Er hat für uns bezahlt, ich hab mich bedankt, er hat mich zum Auto gebracht und es war nett. Wir hören uns die Tage. Auf dem Weg nach Hause war ich völlig euphorisch und habe ständig gelächelt. Das Treffen kam mir perfekt vor, ich habe mich wohl gefühlt und selbstbewusst. Mit meinem Aussehen und meinem Verhalten.

Während ich beim Konzert Zeit habe nachzudenken und Nena´s Texten zuhöre überkommen mich mehr und mehr Zweifel. "Es war nett." "Bis bald." Ich war völlig kindisch und habe viele Sachen erzählt, die völlig sinnfrei und zusammenhangslos erscheinen. Man hat mir deutlich angemerkt, wenn ich gefährliches Halbwissen verbreitet habe und ich war unhöflich, als er mir eine Decke bringen wollte. Ich habe überhaupt nicht darauf geachtet, dass meine Schminke durch gereiztes, tränendes Auge verläuft, das mein Fettbauch durch mein Oberteil durchgeguckt haben könnte und habe mich nicht bedankt, sondern ihn bestätigt als er meinte, dass ich sehr gut aussehe, für so wenig Schlaf...

Meine Mitbewohnerin hat selber so viel von sich und ihrer Zeit auf Fuerteventura zu erzählen, dass ich nicht dazu kommen werde das Treffen zu analysieren. Wie so oft enthalte ich es meinen Freundinnen vor. Wieder werden sie mir im Nachhinein daraus einen Strick drehen und sich ausgeschlossen fühlen. Und trotzdem weiß ich wieder nicht, wie ich es anders hätte machen sollen.

Mein Bett ruft mich und ich werde mir beim Einschlafen wünschen, morgen nichts zu essen, was ich am Montag bereue.

Es sind noch genau 6,6 kg bis zum Ziel.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie immer bin ich begeistert von deinem Schreibstil :-) Klasse!

Wow, du bist ja wirklich mutig mit deinem Date. Wie kam das denn zustande? Woher kennst du ihn?
Hat er sich denn nochmal gemeldet?
Ich verstehe zwar, dass du dir so viele Gedanken um alles mögliche machst, was eventuell nicht so dolle war, aber ich glaube wirklich, dass er von den Meisten Sachen gar nichts mitbekommen hat. Du warst bestimmt klasse :-)

Wie war denn der Magerkäsekuchen? gut? Dann stell das Rezept doch mal on...

Wünsche dir noch einen tollen Sonntag, genieße die wundervolle Sonne :-)
Lilly

Anonym hat gesagt…

Hi Süsse, lange nichts mehr geschrieben. Wie geht es Dir denn so? Liebe Grüße Lilly

Anonym hat gesagt…

Huhu, wo bist du denn? Alles klar?