Sonntag, 14. November 2010

Das Tor zur Hölle

Ich sitze in meiner Wohnung und weiß ich komme zu spät. Zu spät zur Uni, zu spät zur Arbeit, zu spät um zu helfen, ich bin einfach immer zu spät. Die Welt dreht sich einfach schneller als ich mich bewege. Um folgen zu können müsste ich einen Zahn zulegen. Schneller gehen, mich schneller bewegen. Es wirkt als würde ich jeden Tag ein Stück weiter zurückfallen, denn die Erdbewegung ist schneller als meine Bewegungen. Um auszureißen trinke ich. Viel und völlig unnötig. Und dann betrete ich "das Tor zur Hölle". Ein Club hier in Berlin, den ich nur liebevoll so nenne, denn dort ist alles möglich um jede Uhrzeit. Irgendwann eineinhalb Tage später spuckt dich diese Hölle wieder aus und ich finde mich auf einem riesigen Baugrund wieder. Meine Füße sind nass und kalt. Die Schuhe voller Matsch und Dreck. Ich sehe einen Kran und verschieden Baumaschinen. Es ist früh und es scheint niemanden zu interessieren, dass ich auf dieser Baustelle rumirre. Ich wollte schon immermal auf einen Kran klettern. Ich wollte schon so vieles im Leben mal machen und mich packt der Ergeiz, endlich mal die Dinge anpacken. Einfach mal MACHEN! Nicht immer nur zuschaun. Ich stapfe weiter durch Matsch und Dreck, über Bauzäune und und Absprerrungen und erreiche den Fuß des Kranks. Wow, der ist echt hoch. Und Steil und rutschig. Ich lege meine Sachen ab und fange an zu klettern. 2 Meter. Es fühlt sich gut an, so verboten und frei. Anstrengend, aber gut, ich möchte weiter hoch. Hoch hinaus. Im nächsten Schritt rutscht mein Fuß ab, meine Gummisohle hat keinen Halt auf den tropfenden Metallstreben. Ich versuche mich mit der Hand zu fangen, aber die Streben sind zu dick um sie richtig zu umfassen, ich drohe hinunterzufallen, mein Herz rast, tausend Gedanken schießen mir durch den Kopf.

Ich schlage mit dem Knie auf eine Querstütze, was mir die nötigen Sekunden verschafft um meine Arme um eine Strebe zu umklammern und mein Gleichgewicht wiederzufinden. In dieser verkorksten Haltung verharre ich eine Weile, lausche dem Pochen in meinen Ohren, spüren das Rasen meines Herzen und den Schmerz in meinem Knie. Genieße den Adrenalinkick durch meinen Körper. Langsam beruhige ich mich wieder und richte meine Aufmerksamkeit wieder ins wahre Leben. Erstmal richtig hinstellen. Ich schaue mich um. Was zur Hölle mache ich hier? Die Menschen laufen zur Arbeit, zu ihren Familien, zum Arzt zum Einkaufen... Bewegen sich mit der Erdrehung. Und ich? Ich stehe auf einem Kran. Und warte auf den Fall.

Das nächste woran ich mich erinnere ist, wie ich in der Ubahn sitze und mit einem Schuh den Sand vom anderen Schuh abreibe. Heller unnatürlicher Sand, rötlich gelb. Viel Sand, erstaunlich viel Sand. Der Junge Mann neben mir, fragt mich wo ich denn gewesen bin und wo dieser ganze Sand herkommt. Ich schaue ihn an und sage ihm ehrlicherweise, das ich es nicht weiß. Muss wohl in eine Pfütze getreten sein. Ich beobachte wie der Sand sich in der Ubahn verteilt und meine Gedanken kreisen um Strand, Urlaub und Plätze auf der Erde an denen solcher Sand natürlicherweise vorkommt.

Als ich hochblicke sehe ich das Schild meiner UbahnStation und im letzten Moment bevor sich die Türen schließen, springe ich raus. Puh geschafft. Ich laufe nach Hause und schätze mal, ich habe mich ziemlich direkt ins Bett gelegt und bin eingeschlafen.

Am nächsten Tag wache ich Nachmittags auf zu 5 SMS und 7 verpassten Anrufen. Mein Schädel brummt und ich habe noch 3 Stunden bis ich auf der Arbeit sein muss und neun Stunden lang mit einem Lächeln, den Leute ihre Getränke und Speisen bringen muss.

Deshalb nennen ich es liebevoll "Das Tor zur Hölle!"

Dienstag, 2. November 2010

Ein Anfang

Gestern war definitiv ein Anfang. Kein guter, aber es war einer.

250gr Magerquark mit Buttermilch zum Frühstück
3 Äpfel über den Tag verteilt und 2 Eier zum Abendbrot.

Danach 6,4km gejoggt, aber leider habe ich dafür EWIG gebraucht. Ich bin ja sowas von schlecht konditioniert... Ich möchte jetzt öfter gehen. Aber ich nehme mir nichts vor, was ich schon wieder nicht halten kann. Heute gehe ich mit einer Freundin schwimmen... Mal sehen wie ich den Weg ins Becken schaffe... Ohne zu sterben.

Und hoffentlich bleibt es heute wieder bei Äpfeln und Quark.

Montag, 1. November 2010

Abwesenheit

So viele Tage sind vergangen, Wochen, Monate. Ich bin alleine. Immerzu alleine, aber nicht unglücklich. Nicht glücklich, aber auch nicht unglücklich.

Meine Tage bestehen aus Serien, Filmen, Uni, Arbeit, Essen und keinem Sport. Oh doch, einen Sport verfolge ich mit großer Leidenschaft, das Rauchen. So viel wie lange nicht mehr. Und das tattoowieren... Ich darf mich nicht schon wieder stechen lassen, aber es ist eine Sucht.

Meine Selbstkontrolle ist völlig verloren gegangen, ich bin aufgegangen wie ein Hefekloß und habe schon von mehrern Menschen gehört, wie wahnsinnig ich zugenommen habe. So sehr, dass ich mich weder auf die Waage traue noch Hoffnung auf Besserung habe.

Mit dem Verlust meiner Selbstkontrolle ist der Verlust meines Selbstbewusstseins einhergegangen. Ich hatte nie große Probleme auf mich aufmerksam zu machen und mich interessant zu machen. Plötzlich aber sehe ich keinen Sinn mehr im Ausgehen, Tanzen, Lächeln.
Wenn ich auf der Straße bin schaue ich auf den Boden, gehe den Blicken der Menschen aus dem Weg, glaube zu wissen was sie denken. Das ist völlig bescheuert, denn ich weiß, dass jeder Mensch immer zu nur an sich denkt. So wie ich denke die Menschen beobachten mich, so denken die anderen auch nur über sich nach und wie sie auf die Umwelt wirken. Ich habe mich bisher nie um die Meinung anderer gescheert. Warum sollte ich mir Gedanken machen, was sich irgendjemand, den ich wahrscheinlich nie wieder in meinem Leben sehe, über mich denkt, im Supermarkt. Aber doch beobachte ich mich dabei, wie ich mich nicht traue all das worauf ich Lust habe zu kaufen, weil ich denke die anderen Menschen urteilen über mich. Ich traue mich nicht in der Öffentlichkeit zu essen. Ich traue mich nicht Essen in der Öffentlichkeit zu kaufen.

Eigentlich müsste ich ja dann abnehmen?! Aber nein, ich wohne so günstig, dass ich einfach in 3 Supermärkte gehe statt in einen und mir an Orten, an denen ich eher selten wieder vorebikomme und wo mich niemand kennt mein Essen hole.

Ein guter Freund hat mir mal gesagt, ich hätte ein extrem hohes Suchtpotential. Ich habe ihm nie geglaubt, da ich dachte, ich sei stark und unabhängig, jetzt weiß ich was er meint.

Candy, ich vermisse dich auch! Du bist nicht schuld, an gar nichts... Lass uns einfach von vorne beginnen, ich bin hier, das weißt du. Immer. Ich warte auf deinen Anruf. Und auf deinen Besuch!!! Verzeih mir, das ich so lange verschollen war :/

<3